Keine Frage: Die Jungs von Revolverheld sind Musiker aus Leidenschaft, die ihr Handwerk von der Pieke auf gelernt haben. Mit Erscheinen ihres neuen Albums In Farbe dürfen sie auf eine lange, erfüllte Zeit zurückblicken, in der sie einiges erlebt und noch mehr erreicht haben. Und auch acht Jahre nach ihrer ersten Begegnung in einem “wirklich widerlichen Hamburger Proberaum unter einer S-Bahnbrücke“ (O-Ton von Sänger Johannes) steht ihnen der Spaß am gemeinsamen Musikmachen noch immer ins Gesicht geschrieben. Das beweist nicht nur das Cover ihres nunmehr dritten Albums In Farbe, sondern darüber hinaus auch eine große Anzahl bravourös absolvierter Live-Auftritte, darunter Events wie “Rock am Ring“ oder dem Festival “Live Earth“ in der Hamburger HSC Nordbank Arena. Ihr Erfolg wuchs langsam aber stetig. Fuhren die fünf Bandmitglieder auf ihrer Tournee 2005 als Vorgruppe von “Die Happy“ noch mit einem umgebauten Sprinter-Bus und Mini-Betten im Laderaum von Auftritt zu Auftritt, jetteten sie 2007 bereits für fünf Tage nach Kapstadt zum Videodreh für ihre erste Singleauskopplung “Ich werd' die Welt verändern.“ Im Finanzjargon gesprochen, handelt es sich beim Erfolgskonzept von Revolverheld um ein solides Wachstumsmodell. Und genau so ist auch ihre Musik: Bodenständiger, Rock und Pop, handgemacht mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang. Ihre Texte wollen weder provozieren oder gar brüskieren, sondern stammen aus ihrem unmittelbaren Erfahrungsschatz. Hinter fast jedem der 12 Songs des Albums steckt eine persönliche Geschichte. “Halt Dich an mir fest“ schrieb Johannes Strate unmittelbar nach der Trennung von seiner Ex-Freundin und sang die Demo-Version gleich zu Hause in seiner Wohnung ein. Weil er den Refrain später nie mehr so authentisch hinbekam, verwendete er diesen allerersten Take auf dem Album. Der Song “Spinner“ handelt davon, wie man gegen Widerstände Ideen und Träume durchsetzt, auch wenn sie zunächst absurd erscheinen. Stilistisch ist vom derben Ballersong (“Laute Menschen“) über ein Anti-Liebeslied (“Die Liebe liebt mich nicht“) bis hin zu Songs mit einem Schuss Elektronik (“Darf ich bitten“, “Um unser Leben“) alles vertreten. Drei Jahre sind seit Erscheinen des letzten Revolverheld-Albums Chaostheorie vergangen, eine Zeit, die die Band bestens genutzt hat, um konsequent an ihrem Erfolgsmodell weiterzuarbeiten. - Andreas Schultz